Sichtbar machen durch Schwärzen

Die Methode des „Blackout Poetry“ kenne ich vor allem aus dem angloamerikanischen Sprachraum. Ein kurze Bildersuche im Netz zeigt sofort die immensen Möglichkeiten für den Literaturunterricht (auch in der Fremdsprache).

Der Grundgedanke dabei ist, durch das Schwärzen großer Teile einer Buchseite (Kopie!) die freigebliebenen Textteile hervorzuheben.

Die erste Möglichkeit, die sich dadurch ergibt, ist, aus dem Originaltext einen neuen oder „versteckten“ Text herauszudestillieren. Der Blog Gemütliche Sitzsätze beschreibt dies hier sehr schön.

Eine andere Möglichkeit ist die zusätzliche grafische Ausgestaltung. Auf diese Weise entsteht eine Art visuelle Interpretation des Textes, die zusätzlich einen sehr persönlichen Zugang ermöglicht. Solche visuellen Interpretationen haben meine SuS der Kursstufe hier zu Hermann Hesses Steppenwolf erstellt.

Nach der gemeinsamen Lektüre des Vorworts sollten sich die SuS als Hausaufgabe eine Seite aus diesem als Schlüsselstelle aussuchen und gedanklich vorbereiten. Im Präsenzunterricht hatten sie dann 60 Minuten Zeit für die Gestaltung „ihrer“ Seite, für die ich Kopien zur Verfügung gestellt habe.

Da die Klasse eine 1:1-iPad-Ausstattung hat, konnten die SuS alternativ digital arbeiten. Sie haben die Buchseiten selbst fotografiert und dann mit der Foto-App oder anderen Apps wie Picsart weiter bearbeitet. Je mehr Apps im Spiel waren, desto mehr digitale Schichten entstanden über dem Originaltext.

In der Folgestunde nutzten wir die gestalteten Texte als Sprungbretter für das Unterrichtsgespräch, indem wir sie analysierten, verglichen, kritisierten.

In den letzten Tagen bin ich zusätzlich auf die Ideen von Paul Hamilton gestoßen, der mit den iPad-Apps Keynote und ARMakr eine virtuelle Umgebung („Augmented Reality“) auf Buchseiten legt (hier und hier). Dahinter steckt eine ähnliche Idee: Texte anreichern, personalisieren, verwandeln und dadurch eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Text ermöglichen und Sprechanlässe schaffen.