Metaphern helfen mir oft beim Entwickeln neuer Ideen, so auch die vom Staffellauf, um dem Hybridlernen in meiner Klasse Beine zu machen.
Wie wohl die meisten weiterführenden Schulen organisiert auch meine den Unterricht momentan in A- und B- Wochen, d.h. die eine Hälfte der SuS einer Klasse ist zuhause, die andere im Präsenzunterricht.
Die vorangegangene Fernlernzeit habe ich so wahrgenommen, dass einige SuS individuell toll gelernt haben, andere jedoch teilweise dramatisch abhängten. Außerdem beklagten sich manche, sie hätten den Eindruck, statt zu lernen, in vielen Fächern nur Dinge abarbeiten zu müssen.
Dem wollte ich im jetzigen Hybridformat methodisch begegnen und habe deshalb ein Staffellaufprinzip entwickelt. Dieses sollte höhere Verbindlichkeit und Gemeinschaft schaffen und außerdem den Fokus auf den Lernprozess richten. Ich wollte, dass jede Lerngruppe Verantwortung für das Lernen der anderen Lerngruppe übernimmt. Die SuS sollten sich erstens darüber Gedanken machen, auf welche Weise sie das in der vorangegangenen Woche von der anderen Gruppe Erarbeitete bekommen wollen. Sie sollten sich also fragen, wie sie am besten lernen.

Außerdem sollten sie Wege erarbeiten, wie sie das in ihrer Präsenzwoche Erarbeitete am besten weitergeben. Sie sollten also darüberhinaus überlegen, wie sie am besten lehren.

Der springende Punkt bei meinem Vorgehen: Die SuS bekamen von mir lediglich das Prinzip. Die eigentliche Methodik mussten sie gemeinsam selbst entwickeln. Den Auftrag/Impuls hierfür gab es als Lehrervortrag für die Präsenzgruppe und für die Daheimgebliebenen gab es dieses Video:
Gemeinsam kamen die SuS dann nach intensivem gemeinsamen Austausch vorläufig zunächst dazu, dass sie Videozusammenfassungen der Stunden erstellen wollten, die an allen zur Verfügung stehen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde ihnen klar, dass das Verfahren ständig angepasst und verfeinert werden muss. Nach zwei Wochen stand dann folgender Prozess:
1. Transparenz: Alle Aufgaben und Ergebnisse werden auf Moodle/Padlet für alle zugänglich gemacht.
2. Nach jeder Stunde wird von zwei bis drei Schüler*innen ein Video produziert, das die Aufgabe und die Ergebnisse erläutert.
3. Das Video wird dann allen zur Verfügung gestellt und ALLE schauen es verbindlich bis zum Montag der kommenden Woche und gleichen das dort Dargestellte mit den Aufgaben ab bzw. lösen die Aufgaben zunächst selbst und gleich dann ab.
4. Herr Schenk und ein*e unabhängige Schüler*in überprüfen das Video auf Korrektheit und Verständlichkeit.
5. Montags gibt es dann am Anfang der Stunde einen kleinen Check-up (z.B. ein Quiz oder ein Schaubild) und die Gelegenheit für Fragen.
Das Resultat ist eine Art blended learning by teaching. Die SuS zeigen hohes Engagement und gehen beeindruckend reflektiert vor. Sie haben begonnen, Verantwortung für ihren gemeinsamen Lernprozess zu übernehmen und diesen selbst zu gestalten – soweit das im Rahmen der gymnasialen Kursstufe überhaupt möglich ist. Mein erster Eindruck: Unterricht mit den SuS gemeinsam entwickeln ist ein ganz großes Ding.
BTW: Unsere konkrete Lernumgebung für die betreffende Unterrichtseinheit im Fach Deutsch zum Roman “Der Steppenwolf” von Hermann Hesse findet ihr hier.
You must be logged in to post a comment.